Freitag, 30. März 2018

Vom Markt der edlen Falken und den neuen Katar-Werbestars

Am frühen Morgen legen wir in Doha im Königreich Katar an. Das Bugstrahlruder unseres Schiffes, mit dem der Kapitän uns im Hafen an die Mole manövriert, scheint auch ganz in der Nähe unserer Kabinen verbaut zu sein. Jedenfalls schüttelt es uns jedesmal fast aus dem Bett, wenn das Ding morgens in aller Herrgottsfrühe in einem Hafen eingeschaltet wird für die letzten Meter.

Dafür entschädigt uns ein Blick vom Balkon auf die grandiose Kulisse, die wir später auch beim Frühstückskaffee von unserem Tisch am Heck genießen.





Gegen 10 Uhr gehen wir von Bord, besorgen uns kurz Wlan im Cruiseport, wechseln Geld und bewundern den Schein, in dessen Inschriften wir uns erst einmal vertiefen müssen, bevor wir sie verstehen.



Begeisterte Araberinnen in Schwarz wollen unbedingt Uwe und Dirk fotografieren. Maik ist heute in zivil. Er hat Angst, von den Kataris inhaftiert zu werden, weil der Taxifahrer uns gestern von den Spannungen erzählt hatte, die seit einigen Monaten zwischen Katar und den anderen Emiraten und Königreichen herrschen. So ein Angsthase!

Am Cruiseport steht eine Delegation traditionell gekleideter Männer mit Säbel und Degen Spalier, die richtig Spaß mit uns haben.



Wir fahren mit dem Shuttlebus zum Hafenausgang und laufen 20 Minuten durch die Hitze der Hauptstadt (gut 35 Grad) zu den traditionellen Souqs, den Märkten der Stadt.

Ganz kurz zum Hintergrund: Katar ist ein arabisches Land auf einer Halbinsel, dessen Landschaft aus Wüste und einem langen Küstenabschnitt am Persischen Golf mit Stränden und Dünen besteht. Das Land hat 2,7 Mio. Einwohner. Die Hauptstadt Doha ist für ihre futuristischen Wolkenkratzer und eine hochmoderne, von antiken islamischen Bauweisen inspirierte Architektur bekannt. Das Land wird als absolute Monarchie regiert. Staatsreligion ist der Islam und die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung. Katar ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von 127.659 US-Dollar pro Kopf das materiell reichste Land der Welt.

In den Gebäuden des traditionellen Marktes ist es durch die enge, historische Bebauung erstens richtig angenehm kühl und zweitens richtig schön (im Gegensatz zu gestern in Bahrein). Das erste, was wir entdecken, ist die Feuerwache. Uwe muss ein Erinnerungsfoto machen als Offenbacher Berufsfeuerwehrchef vor dem Löschfahrzeug von der österreichischen Edelmarke Rosenbauer.


Wir steuern zuerst den Falken-Markt an. Viele der Tiere haben zur Beruhigung Mützen über den Augen, um nicht abgelenkt zu werden. 



Wir erfahren von einem Verkäufer,  das diese Tiere hier knapp 20.000 Euro wert sind.





Direkt gegenüber befindet sich die mehrstöckige Falkenklinik. Im Minutentakt gehen Scheichs mit ihren Falken (manchmal auch auf dem Arm von Untergebenen bzw. Trägern) ein und aus, um ihre Schätzchen behandeln zu lassen.


Vor dem Eingang in den traditionellen Waqif-Soug machen wir ein kurzes Gruppenfoto, um dann schnell wieder in den kühleren Gängen zu verschwinden. 

Zwischen den unzähligen Läden mit Gewürzen, Gold, Perlen, Handarbeiten, Samt und Seide lassen wir uns treiben durch das quirlige Marktleben mit seinem Stimmenwirrwarr und exotischen Gerüchen, probieren hier und da etwas an und kaufen dies und das. 











Dirk überlegt kurz, für Dunja ein Mitbringsel dieser Art zu erwerben: 



Da Sie aber nicht so auf Gold steht und farbenfrohe Kleider bevorzugt, entscheiden sich Josef und sein Papa lieber für ein solches, traditionelles Gewand. Da haben daheim doch alle etwas davon:



Anne liebäugelt mit der Schneeleoparden-Fellmütze für die kühlen Nächte im Orient.



Mittendrin spricht ein älterer Herr in traditioneller Kleidung Dirk auf sein Gewand an. Er erkennt (wie alle anderen hier auch) am Kragen und dem Bändel, dass es aus Dubai oder dem Oman, jedenfalls nicht aus Katar stammt. Er fragt uns begeistert, wie wir hierher gekommen seien. Hintergrund ist die oben bereits erwähnte diplomatische Eiszeit, die seit ein paar Monaten hier herrscht und Katar wegen seiner politischen Nähe zum Iran ziemlich isoliert hat. Einheimische aus anderen Ländern der Region dürfen deshalb nicht mehr nach Katar einreisen und umgekehrt. Die Flugverbindngen sind gekappt. Auch deshalb sind wir Exoten - hier offenbar noch mehr als anderswo. 

Aber die Leute freuen sich, winken Uwe und Dirk zu, tuscheln schon von weitem, wenn wir kommen, mustern uns von oben bis unten, lächeln und sprechen uns an, wollen Fotos mit uns - kurz: haben ihre helle Freude. 

Wir fühlen uns ein bisschen wie Chinesen in Lederhosen vor dem Schloss Neuschwanstein.





In einem schönem syrischen Lokal im Souq machen wir Mittag. Wir sitzen im ersten Stock in bequemen Sesseln und bestellen zusammen leckere gemischte Vorspeisen, trinken Tee und Wasser und zum Abschluss einen ausgesprochen aromatischen, leicht dickflüssig-schokoladigen Mocca mit geschäumter Milch. Köstlich.





Angesichts der Hitze draußen entschließen sich Anne, Uwe und Dirk zur Rückfahrt mit dem Taxi. Wir haben einen netten jungen Fahrer aus Pakistan, der zwei Jahre als Gastarbeiter hier ist und uns viel erzählt von Katar, ebenso wie von seiner Heimat in den Bergen an der Grenze zu Afghanistan, seinen beiden Kindern. Er zeigt uns während der Fahrt Bilder, wie sie im Schnee spielen. 

Dank eines Unfalls stehen wir lange im Stau. Unsere drei Fußgänger begegnen uns an der Ampel kurz vor der Bushaltestelle des Shuttlebusses zum Schiff. Sie waren gleichschnell. Aber unser netter Fahrer bringt uns Dank Sonderlizenz bis vor das Schiff. Gefragt, was er denn bekomme, antwortet er „What you want“ - Hauptsache Euros oder Dollar.

Im Kreuzfahrtterminal spricht uns der nette Tourismus-Manager an, von dem Dirk heute morgen schon das Wlan-Passwort bekommen hatte. Er möchte ein Film-Interview mit Uwe und Dirk machen für die katarische Tourismuswerbung auf allen sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagramm. 

Auf dem Weg zur Kamera überspringt Dirk kurzerhand ein paar Blumenkästen, um den schnellsten Weg vor die Linse zu nehmen. Alte Politiker-Manier eben - immer schnell ins Rampenlicht. 

Dass die Blumenkästen aber die Grenze der Sicherheitskontrollen - quasi die Außengrenze des Königreichs Katar - darstellten, erfährt er sehr schnell durch die aufschreienden Grenzbeamten. Auch er muss schließlich durch den Körperscanner durch, selbst wenn das Königreich ihn als Top-Werbeträger für ihre Marketingfilme auserkoren hat. 

Die Beamten nehmen es aber sportlich und richten ihm sogar für die Aufnahmen noch seinen Kopfschmuck.



Uwe und Dirk werden nun zur Freude von Anne, die aus dem Off fotografiert, verkabelt und anschließend vor laufender Kamera ausgefragt über ihre tollen Erlebnisse heute in Dohar. 

„Say that you love Qatar and will come back with your friends“, flüstert der Tourismusmanager uns zu. Brav wiederholen wir seine Worte in die Kamera, erzählen vom Souq und dass wir 2022 wiederkommen werden, wenn Deutschland hier Fußball-Weltmeister wird.



So geht ein weiterer interessanter und lustiger Tagesausflug zu Ende. Gegen 16 Uhr sind wir alle wieder auf dem Schiff und lassen den Nachmittag ausklingen.

Kurz vor Sonnenuntergang legen wir ab. Es ist das letzte und schönste „Sail-away“-Erlebnis dieser Reise. Denn die Sonne geht als glühend roter Feuerball genau neben der Skyline von Doha im blau-rot-violetten Abendhimmel unter. 



Anne und Uwe haben sich dafür einen perfekten Platz an der Reeling von Deck 14 ausgesucht. Dirk liegt direkt dahinter im Whirlpool und kann das Himmelsschauspiel aus dem warm-blubbernden Wasser verfolgen. Was geht‘s uns gut!

Doch damit nicht genug. Auch die weitere Ausfahrt aus dem Hafen bleibt imposant. Immer mit dem Heck gen Wolkenkratzer-Silhouette und damit im perfekten Blick der drei Oberhessen, nimmt die MSC Splendida Kurs auf Dubai. Die Türme der Hauptstadt beginnen jetzt in ihrer nächtlichen Illumination zu leuchten - haben rote orientalische Deckel auf oder erstrahlen als blau-schimmernde Welle. Bis sie im nächtlichen Dunkel am Horizont verschwindet, können wir den Blick nicht ablassen von der Kulisse.



Die anderen verpassen das Schauspiel übrigens ebenfalls nicht.  Zumindest Roland und Maik erleben die Hafenausfahrt von den Balkons unserer Kabinen, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie aus dem Whirlpool des Oberdecks.

Heute nacht geht es zurück nach Dubai, wo wir den morgigen Freitag (muslimischer Sonntag) noch verbringen und auf dem Schiff bis Samstag übernachten werden. 

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